17 Jun

Abi mit Note 2,9 – herzlichen Glückwunsch, Farshid, wir freuen uns sehr für Dich!

Sie lässt uns jubeln, und sie rührt uns, diese Erfolgsgeschichte wie aus dem Bilderbuch: Der 21-jährige Afghane Farshid Mohammadi kam vor vier Jahren in Ellerbek an. Im Gepäck nur sehr wenige Worte Deutsch, dafür aber umso mehr Zuversicht, Tatendrang und ganz viel Grips. Vor wenigen Tagen hat er sein Abitur an der Caspar-Voght-Schule in Rellingen bestanden, mit einem Durchschnitt von 2,9 – zwei-komma-neun.

Zwischenstation Griechenland

Maryam Ebrahimi und Fida Mohammadi waren schon ein Jahr in Ellerbek, als sie endlich ihre beiden Kinder, Farshid und seine jüngere Schwester Mahshid, aus Griechenland nachholen konnten. Die beiden lebten bis dahin zunächst allein in einer Flüchtlingsunterkunft, dann bei einer griechischen Pflegefamilie in Athen. Keine einfache Zeit für die beiden Teenager, aber sie haben sie gemeistert. Schon dort war einem Betreuer Farshids außergewöhnliche Intelligenz, Wissbegierde und Sprachbegabung aufgefallen. Er wurde von einer amerikanischen Schule aufgenommen, die er mit der 10. Klasse abschloss.

ELLERBEK-HILFT-Lotsin mit Gespür für die richtige Schule

Die Ellerbeker Lotsen der Familie Mohammadi, das Ehepaar Elke und Jörg Schnelle – sie begleiten die Familie auch nach ihrem Umzug nach Tangstedt –, machten sich auf die Suche nach einer Schule für die beiden Kinder. An der Caspar-Voght-Schule erkannte man Farshids Potenzial schon beim ersten Treffen, er wurde direkt in die 11. Klasse aufgenommen. Drei Jahre später hat er sein Abi in der Tasche und will Englisch und Sport auf Lehramt studieren.

Und wer sich Farshid nun als einen introvertierten Bücherwurm vorstellt, irrt: Farshid ist zu alledem ein sehr kommunikativer, humorvoller, hilfsbereiter und wohltuend höflicher Mitbürger, der allerorts ausgesprochen beliebt ist.

Elke Schnelle, inzwischen längst enge Vertraute der Familie, erinnert sich noch gut an die Ankunft von Farshid und seiner Schwester Mahshid auf dem Hamburger Flughafen im September 2017 und erzählt uns von ihren Erlebnissen.

Persönlich gesehen: Lotsin Elke Schnelle erinnert sich

Glücklich über einen tollen Abschluss: Lotsin Elke Schnelle mit Abiturient Farshid Mohammadi Foto: Elke Schnelle

Zusammen mit den Eltern, dem mittlerweile in Hamburg geborenen kleinen Bruder Daniel, dem Onkel und einem ELLERBEK-HILFT-Kollegen standen wir voller Aufregung und Rührung in der Ankunftshalle, um die beiden jungen Menschen in Empfang zu nehmen. Wir kramten unsere verstaubten Englischkenntnisse hervor und staunten über das hervorragende Englisch der Geschwister nach nur rund neun Monaten Unterricht an der amerikanischen Schule in Athen. 

Nach den ersten Tagen in Ellerbek, gefüllt mit Bürokratie und Behördengängen, nahmen wir Kontakt zur Caspar-Voght-Schule in Rellingen auf. Der Schulleiter Herr Kähler und Herr Leweke als Oberstufenleiter haben mich total beeindruckt durch ihre völlig unbürokratische und lockere Art, es „einfach mal mit Farshid zu versuchen“ und ihn zunächst als Gastschüler in die 11. Klasse aufzunehmen. 

Anschließend hatte ich mit den schulischen  Angelegenheiten nicht mehr viel zu tun. Farshid wurde von Herrn Leweke, dem Kollegium und seinen Mitschüler*innen unterstützt und gefördert und gewann schnell Freunde. Bis auf wenige E-Mail-Kontakte mit dem Klassenlehrer lief für mich alles Schulische ohne mein Zutun. Ich freute mich quasi „von außen“, wenn Farshids Berichte über seine Fortschritte mich per WhatsApp oder im Gespräch erreichten – ungefähr bis Weihnachten auf Englisch, danach kommunizierten wir auf Deutsch!

Gut dreieinhalb Jahre nach der Ankunft in Fuhlsbüttel durfte ich nun mit seiner Mutter, Schwester und deutscher Freundin Kathi in der Aula der Caspar-Voght-Schule die Aushändigung der Abizeugnisse und die Feier zur Schulentlassung verfolgen. Die vielen anerkennenden Worte über Farshids Leistungen in zahlreichen Reden führten bei mir wie schon auf dem Flughafen zu Tränen der Rührung und nun auch zu großem Stolz auf „meinen“ Schützling und bestätigten mir, dass meine Idee, ihn damals gerade in dieser Schule anzumelden, richtig gewesen war. 

Ich bin gespannt, wie es weitergeht und ganz sicher, dass dieser außergewöhnliche junge Mann seinen Weg machen wird!