11 Apr

Ein Dankeschön an ELLERBEK HILFT von der Kanzlerin

Der “Bericht aus Berlin” von Heike Rix, die bei ELLERBEK HILFT die Deutschkurse koordiniert und sich um schulische Belange kümmert

Angela Merkel war stets umringt von Gästen, die mit ihr diskutieren oder Selfies machen wollten Foto: Bundesregierung/Guido Bergmann

Bei ihrem Empfang im Kanzleramt war Angela Merkel stets umringt von Ehrenamtlern, die mit ihr diskutieren oder Selfies machen wollten. Foto: Bundesregierung/Guido Bergmann

Etwas mulmig war mir schon auf meiner Bahnfahrt nach Berlin. Die Bundeskanzlerin hatte eingeladen und ich wurde geschickt, ELLERBEK HILFT zu vertreten. Was würde auf mich zukommen und würde ich das in mich gesetzte Vertrauen vielleicht enttäuschen?

Aber dann war es ganz problemlos. Nachdem im Bundeskanzleramt die Sicherheitskontrolle durchlaufen war, wurden die eintreffenden Besucher – 140 Vertreter verschiedener ehrenamtlicher Flüchtlingsinitiativen – in eine Empfangslobby gebeten. Es gab Buffets mit Speisen und Getränken und bei einer Tasse Kaffee und Gebäck an den Stehtischen kam man mit Vertretern anderer Hilfsinitiativen sehr leicht ins Gespräch. „Woher kommen Sie? Was machen Sie dort? Wie sind Ihre Erfahrungen?“  

Und ja, die Erfahrungen ähneln sich sehr. Es wurde von Erfolgen bei der Arbeit mit den Geflüchteten berichtet und ebenso von den Enttäuschungen. Der junge Flüchtling zum Beispiel, der bei allem dabei ist, der nach 18 Monaten die C1-Prüfung geschafft hat, der dankbar für den Ausbildungsplatz und mit Eifer bei der Sache ist. Die Kinder, die alle einen Kita- oder Schulplatz bekommen und einheimische Freunde gefunden haben. Der AfD-Bürgermeister, der mit Flüchtlingskindern Fußball spielt und dessen Frau in den Schränken ihrer Kinder nach passender Kleidung für sie sucht. Aber es wurde auch davon gesprochen, dass im Laufe der Zeit das Interesse an Sprachkursen, Begegnungen, Aktivitäten nachlässt. „Erst waren alle begeistert über das Projekt Nutzgarten, den die Geflüchteten pflegen und abernten wollten. Aber dann waren wir froh, dass wir nicht noch, wie geplant, Hühner angeschafft haben. Sie wären wohl verhungert so wie die Pflanzen vertrockneten“, sagte ein engagierter Ehrenamtlicher aus Rendsburg.

Nach einer Führung durch das schöne Bundeskanzleramt mit der offenen, eleganten Architektur und den lichtdurchfluteten Räumen war es Zeit für die Begrüßung durch die Kanzlerin und die anschließende Diskussion.

Auf dem Podium entwickelte sich eine angeregte, offene Diskussion rund um bisherige Erfahrungen und die zukünftigen Herausforderungen. Foto: Bundesregierung/Guido Bergmann

Dabei kamen Probleme in der Zusammenarbeit zwischen ehrenamtlichen und behördlichen Vertretern zur Sprache, die Frustration durch Behördenwiderstand, es wurde die beschwerliche Bürokratie kritisiert und bedauert, dass immer wieder Geflüchtete mit guten Deutschkenntnissen und sogar mit einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz ausgewiesen werden. Auch wurde gefordert, dass ehrenamtliche Initiativen bei Einzelfallentscheidungen einbezogen werden.

Eine Teilnehmerin berichtete, dass in ihrer Gemeinde alle Institutionen wie zum Beispiel Bürgermeister, Gemeindevertreter, Jobcenter, Sozialamt, Kirchen, Firmen und Vertreter der Flüchtlingshilfe regelmäßig zusammenkommen, um darüber zu sprechen, wo es Probleme gibt und wie man sie gemeinsam lösen kann. Dadurch wurde beispielsweise erreicht, dass auf Arbeitsgenehmigungen nicht mehr monatelang gewartet werden muss und die Firmen dadurch die Plätze anderweitig vergeben. Auch Informationen über freie Plätze für Integrationskurse fließen schneller und zuverlässiger.

„Sie haben Vieles auf die Beine gestellt, was der Staat nicht alleine hinbekommen hätte“, betonte Frau Merkel und meinte damit die vielen Tausend freiwilligen Flüchtlingshelfer.

Abschlussfoto vom „Flüchtlingshilfs-Gipfel“: die Bundeskanzlerin und ihr Team inmitten ihrer 140 Gäste. Foto: Bundesregierung/Guido Bergmann

Sie und auch der Chef des Kanzleramtes, Peter Altmaier, forderten die angereisten Vertreter der Flüchtlingsinitiativen auf, ihren Dank an alle Ehrenamtlichen zu überbringen. „Es ist noch viel zu tun, aber wir sind entschlossen, Sie nicht allein zu lassen“.

Und wenn ich selbst mal wieder daran zweifle, ob unsere Bemühungen Sinn machen, werde ich mich künftig an dem „Wir schaffen das“ wieder aufrichten.

Es war eine angenehme und interessante Veranstaltung, die als Livestream übertragen wurde und in der Mediathek der Bundesregierung „Live aus dem Kanzleramt“ angesehen werden kann.