Fünf Jahre ELLERBEK HILFT – Wir haben viel geschafft
Im Herbst 2015 kamen die ersten Geflüchteten nach Ellerbek. Wir bei ELLERBEK HILFT haben die Herausforderung seinerzeit beherzt angenommen und ihnen mit zahlreichen Hilfsangeboten zur Seite gestanden. Nach fünf Jahren ziehen wir eine positive Bilanz: Dank der großzügigen Unterstützung vieler EllerbekerInnen, der Kirchen und der Gemeinde war und ist unsere Arbeit erfolgreich. Wir haben sehr viel erreicht.
Am 24. September 2015, kurz nach Angela Merkels inzwischen legendärem “Wir schaffen das”, informierte Bürgermeister Günther Hildebrand im überfüllten Kulturtreff über die Flüchtlingssituation im Kreis und darüber, was das für unsere Gemeinde bedeuten würde. Keine zwei Wochen später trafen sich etwa 50 Freiwillige mit VertreterInnen des Amt Pinnau – und gaben Vollgas: Schon am 9. Oktober 2015 war unsere Website ellerbek-hilft.de online, 50 HelferInnen organisierten sich in Teams. Als Anfang November die ersten Flüchtlinge in Ellerbek eintrafen, waren wir bestens vorbereitet: Kleiderkammer, Möbellager, Fahrradwerkstatt, Sprachunterricht, Treffpunkt, Leitfaden “Wo finde ich was in Ellerbek” in fünf Sprachen und vieles mehr hatten wir parat.
Wir haben viel Zuspruch erfahren, von NachbarInnen und KollegInnen, Vereinen und Institutionen, von Ellerbeker Unternehmen und der Politik. Eine Welle der Solidarität bescherte uns enorme Unterstützung: Geld- und Sachspenden, Wohnungs- und Jobangebote, Mithilfe bei einzelnen Projekten. Die Gemeinde hat uns finanziell unterstützt, beide Ellerbeker Kirchen stellen uns bis heute ihre Räumlichkeiten zur Verfügung. Ohne sie wären weder unsere Deutsch- und Nachhilfekurse noch unser Café der Begegnung möglich. Nur durch all die kleinen und großen Hilfen können wir heute sagen: Alle zusammen haben wir viel geschafft!
“Wir sind stolz, an der Erfolgsgeschichte ‘Flüchtlinge in Ellerbek’ maßgeblich mitgewirkt zu haben,” resümiert ELLERBEK-HILFT-Sprecher Uwe Watteroth. “Es war nicht immer einfach, aber die allermeisten Stolpersteine haben wir stets überwunden. Heute gehören die Geflüchteten selbstverständlich zu uns, sie sind NachbarInnen, MitschülerInnen, KollegInnen, MannschaftskameradInnen, FreundInnen oder Supermarkt-InhaberInnen.” Jörg Schnelle, ebenfalls als Sprecher für ELLERBEK HILFT im Einsatz, ergänzt: “Wir haben erlebt, dass auf die EllerbekerInnen Verlass ist. Wir alle zusammen haben viel geschafft. Und sollte es einmal zu einer Einigung auf europäischer Ebene kommen, sind wir gut aufgestellt und können uns um weitere Flüchtlinge kümmern.” Ein Ausruhen auf dem Erreichten sei indes keine Option. Watteroth: “Wir müssen dranbleiben und die Entwicklungen in den Familien im Auge behalten. Beispiel Job: In der Corona-Pandemie sind Geflüchtete besonders gefährdet, ihre Anstellung zu verlieren. Viele von ihnen gehen einfacheren Tätigkeiten beispielsweise in der Gastronomie nach, oder ihre Betriebszugehörigkeit ist noch gering. Sie sind in der Folge am stärksten vom Jobabbau während der Pandemie betroffen.”
Zurzeit leben in den vom Amt Pinnau angemieteten Räumlichkeiten 49 Geflüchtete. Sie kommen aus Afghanistan (17), Syrien (16), Irak (5), Iran (4), Japan (3), Eritrea (2), Ghana (1) und Somalia (1). Weitere Familien und Einzelpersonen haben das Glück gehabt, in Ellerbek eigene Wohnungen zu finden und konnten in unserer Gemeinde bleiben. Bisher wurde aus Ellerbek niemand abgeschoben.
Die aktuelle Situation geflüchteter Menschen in ganz Deutschland fasst ein Bericht der dpa Deutsche Presse-Agentur auf handelsblatt.com zusammen.
Etwa 25 EllerbekerInnen sind bis heute in unserer Initiative “ELLERBEK HILFT” aktiv. Das Café der Begegnung ermöglicht regelmäßig ein gemütliches Beisammensein, die Fahrradwerkstatt bietet Hilfe rund um den Drahtesel. Nach wie vor betreuen Freiwillige als “Lotsen” einzelne Familien oder Personen. Und auch den Deutschunterricht und die Nachhilfe- und Hausaufgabenhilfe haben wir nach Ende des Lockdowns wieder aufgenommen.