24 Jan

“Ausschließlich angenehme Kontakte und viel positives Feedback” – ein Betreuer im Interview

Johannes Dahmlos„Ausschließlich angenehme Kontakte und viel positives Feedback“ – ein Betreuer im Interview

Johannes Dahmlos (Foto), Unternehmer IT-Beratung und -Handel in Ellerbek, ist bei “ELLERBEK HILFT” Teil des Kommunikationsteams und betreut gleichzeitig eine Gruppe junger geflüchteter Iraker. Im Gespräch mit unserer Redaktion hat er erläutert, was eine solche Patenschaft – wir nennen es Betreuung – bedeutet.

Seit wann betreust Du Flüchtlinge in Ellerbek?
Im Oktober letzten Jahres haben die freiwilligen Helfer mit den Vorbereitungen begonnen, seit Mitte November wohnt die Gruppe junger Iraker, zu der ich näheren Kontakt habe, in Ellerbek. Im gleichen Haus wohnt eine syrische Familie mit vielen kleinen Kindern, die auch meine Unterstützung bekommen haben.

Was war Deine Motivation, eine Patenschaft zu übernehmen?
Die Bezeichnung der Betreuung ist zutreffender. Mir war es wichtig, im Zusammenhang mit den aktuellen Herausforderungen zum einen selbst einen Beitrag zu leisten, zum anderen durch den persönlichen Kontakt konkrete eigene Informationen und Erfahrungen zu gewinnen.

Wie alt sind die von Dir begleiteten Geflüchteten und woher kommen sie?
Die jungen Iraker sind zwischen 21 und 32 Jahre alt, einige kommen aus Bagdad, andere aus dem Norden des Irak.

In welcher Sprache kommuniziert Ihr miteinander?
Überwiegend auf Englisch, zunehmend sind die Männer bemüht, mehr und mehr auch auf Deutsch mitzuteilen. Für die anderen Mitbewohner, die weniger gut sprechen, wird bereitwillig übersetzt.

Was genau, welche Tätigkeiten und welche Verantwortlichkeiten beinhaltet Dein Engagement, und sind die Aufgaben vorgegeben?
Aktuell ist es eine Betreuung und Unterstützung, wie sie im nachbarschaftlichen Umfeld, bei älteren Menschen oder solchen mit Handicap auch denkbar und üblich wäre, wenn auch zum Teil mit anderen Themen.

Hattest Du Bedenken oder Ängste, eine solche Verantwortung zu übernehmen, wenn ja, welche waren das konkret?
Ich war von Anfang an überzeugt, dass mit zugewandtem Einsatz eine konstruktive Arbeit gelingen würde. Natürlich bleiben es fremde Menschen mit zum Teil leidvoller Geschichte und für uns unbekanntem sozialen und religiösen Hintergrund. Die Erfüllung der Grundbedürfnisse und Verbesserungen im Detail sorgen aber schnell für positive Resonanz.

Mit welchen Sorgen und Nöten, mit welchen Fragen wenden sich die von Dir betreuten Geflüchteten an Dich?
Neben der Ersteinrichtung (Kommode, TV, Internet) und Einführung in die neue Umgebung war es vor allem die Unterstützung bei Behördenangelegenheiten (Ummeldung, Ausweise, Befragung etc.), aber auch ganz praktische Themen wie: Heizung defekt, Wohnung feucht, Stromausfall im Haus, TV-Empfang gestört und so weiter.

Wie viel Zeit nimmt die Aufgabe pro Woche in etwa in Anspruch?
Aktuell etwa 2 bis 4 Stunden, wobei wir diese Gruppe zu dritt betreuen, sodass bei Verhinderung ein anderer Helfer einspringen kann.

An wen kannst Du Dich wenden, wenn Du einmal Rat brauchst?
Im Wesentlichen an die Ehrenamtskoodinatoren, an die Koordinatorin der Betreuungsaktivitäten bei “ELLERBEK HILFT” und im Einzelfall direkt an das Amt Pinnau.

Welches Zwischenresümee würdest Du ziehen?
Der Einsatz macht viel Freude, es gibt ausschließlich angenehme, konstruktive Kontakte und viel positives Feedback. Alle Geflüchteten sind sehr dankbar für die Unterstützung.

Was sollte man an Fähigkeiten/Eigenschaften mitbringen, wenn man eine solche “Patenschaft” bzw. Betreuung übernehmen möchte?
Einige Englischkenntnisse sind sehr hilfreich, eine positive Grundeinstellung zur Thematik und weltoffene Haltung sind eine gute Basis.

Welche Formalitäten sind einzuhalten? Sind beispielsweise bestimmte Unterlagen wie zum Beispiel ein Führungszeugnis oder ähnliches beizubringen?
Eigentlich läuft das komplett unbürokratisch, die Aufnahme in die Helferliste stellt den Versicherungsschutz sicher, für den Fall des häufigeren oder intensiveren Kontaktes gibt es eine Impfempfehlung des Amtes Pinnau.

Welchen Rat würdest Du Menschen geben, die gern sich gern als Betreuer engagieren würden, aber Bedenken haben, ob sie der Verantwortung gerecht werden können?
Kommen Sie zu den Treffen der ehrenamtlichen Helfer, begleiten Sie uns zu den Geflüchteten, gewinnen Sie einen eigenen Eindruck. Der Rest ergibt sich bei Interesse von selbst.